5 Ernährungsmythen aufgedeckt

Um kaum etwas ragen sich mehr Irrtümer und Halbwahrheiten als über unsere Ernährung. Das liegt einerseits daran, dass unsere Ernährung sehr komplex und es oft nicht einfach ist, aussagekräftige Forschungsergebnisse zu bekommen. Andererseits ist jeder Mensch höchst individuell und konkrete Ernährungsempfehlungen lassen sich nur schwer pauschalisieren. Wir führen Sie durch den Ernährungsdschungel und klären fünf häufige Mythen dazu auf. Ist Dinner-Cancelling gesund? Machen Kohlenhydrate dick? Und ist Salat immer eine gute Wahl? Kommen Sie mit auf unseren Erkenntnistrip…

Mythos 1: Margarine ist die bessere Butter, weil sie weniger Fett hat

Fette und Öle sind besonders in Verruf geraten, was gesunde Ernährung betrifft. Und wie so oft lohnt sich ein genauerer Blick, um der Wahrheit näher zu kommen. Fakt ist, dass Fett mit 9 Kilokalorien pro Gramm die höchste Energiedichte der Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette) aufweist und sich rein ernährungsphysiologisch betrachtet tatsächlich als Energiespender hervorragend eignet. Dabei kommt es aber vor allem darauf an, wie die Fette im Detail beschaffen sind.

Alle Fette bestehen aus Fettsäuren, die sich in ihrer Länge an Kohlenwasserstoffketten unterscheiden und sich demnach entweder sehr günstig oder unter entsprechenden Umständen auch weniger gesund auf unseren Organismus auswirken können. Während die gesättigten Fettsäuren hauptsächlich als Energiereserve im Unterhautfettgewebe eingelagert werden (das sogenannte Depotfett), wirken einfach und mehrfach ungesättigte cis-Fettsäuren positiv auf den Stoffwechsel und sind generell gesundheitsfördernd. Was hat das nun mit der Butter beziehungsweise Margarine zu tun? Der wesentliche Unterschied zwischen Butter und Margarine besteht in der Herstellung, die sich erheblich auf die jeweilige Zusammensetzung auswirkt.

Die Produktion von Butter ist im Vergleich zur Margarine verhältnismäßig einfach: Dabei wird Milch so lange geschlagen, bis sich das Fett von der restlichen Flüssigkeit trennt. Es entstehen buttrige Körner, die gewaschen werden und zu Butterklötzen, so wie wir sie kennen, geformt werden. Fertig. Durch diesen kurzen Verarbeitungsweg bleiben auch die vielen gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe in der Butter erhalten. Dazu zählen etwa die Vitamine A, D, E und K2, sowie Beta-Carotine und die Spurenelemente Jod und Selen. Festzuhalten ist aber auch, dass kaltgepresste Öle der Butter jedenfalls vorzuziehen sind, denn diese enthalten die für unsere Gesundheit so wichtigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Sie sind für den Körper essenziell, können also vom Körper selbst nicht oder nur in sehr geringem Umfang selbst hergestellt werden. Von den 81 Gramm Fett, die 100 Gramm Butter üblicherweise enthalten, sind 51 Gramm den gesättigten, 21 Gramm den einfach ungesättigten und 3 Gramm den mehrfach ungesättigten Fettsäuren zuordenbar.

Während die enthaltene Buttersäure eine kurzkettige und gesättigte Struktur und dadurch im Körper anti-entzündliche Eigenschaften aufweist, wirken sich die zahlreich enthaltenen mittelkettigen Fettsäuren antimikrobiell aus und unterstützen unter anderem ein gesundes Mikrobiom im Darm.

Margarine dagegen ist ein reines Industrieprodukt und wird auch als „Kunstbutter“ bezeichnet. Sie wird aus gehärteten und ungehärteten pflanzlichen und tierischen Fetten mit Wasser oder Magermilch mit einem hohen Fettgehalt zusammengemischt. 

Im Rahmen ihrer Herstellung durchläuft sie viel mehr Verarbeitungsschritte als Butter, was ihr allmählich die so wertvollen Inhaltsstoffe entzieht – die jedoch danach wieder zugesetzt werden. Obwohl die durchschnittliche Fettzusammensetzung einer Pflanzenmargarine bei etwa 40 Prozent gesättigten, 45 Prozent einfach ungesättigten und 15 Prozent mehrfach ungesättigten Fettsäuren liegt, ist Butter ob ihrer vergleichsweise einfachen und natürlichen Herstellung der Margarine jedenfalls vorzuziehen. Je weniger verarbeitet ein Lebensmittel ist, desto wertvoller ist es auch für unseren Organismus. Dadurch, dass im Milchfett alle Arten von Fettsäuren auf natürliche Weise vorkommen, ist die Butter durch nichts zu ersetzen. Also: Lassen Sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen und greifen Sie – wie sonst auch am besten – auf Produkte aus biologischer Landwirtschaft (Bio-Produkte) zurück!

Mythos 2: Kein Abendessen ist ein gutes Abendessen

Den Mythos vom Dinner Cancelling und dass es vor allem beim Abnehmen sehr gut helfen soll, kennen Sie bestimmt, oder nicht? Aber ist es wirklich sinnvoll, ganz auf die abendliche Mahlzeit zu verzichten? Das Abendessen ab und zu auszulassen, kann zwar sehr vorteilhaft sein, ist aber auf Dauer nicht unbedingt notwendig. „Halten Sie sich beim Essen besser an die Redewendung: ‚Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein Bürger und abends wie ein Bettler‘“, rät Dr. Harald Stossier, Arzt nach der Modernen Mayr-Methode. Damit ist gewährleistet, dass der Körper die Nährstoffe erhält, die er untertags benötigt, und sich hingegen über Nacht gut erholen kann, da das Verdauungssystem nicht überlastet wird.

Dauerhaft am Abend auf das Essen zu verzichten, würde sich gegen unseren natürlichen Rhythmus stellen. „Setzen Sie besser auf ein frühes Abendessen, sodass Ihr Körper über Nacht die Zeit hat, in den wundervollen Mechanismus der Autophagie zu kommen“, empfiehlt Dr. Stossier. Dadurch kommen Sie auf eine ganz natürliche Weise in den Modus des Intervallfastens, bei dem für einen Zeitraum von zumindest zwölf Stunden – besser noch bis zu 16 Stunden – auf Nahrung verzichtet wird. Damit tun Sie nicht nur Ihrer Darmgesundheit etwas Gutes, sondern verlangsamen sogar den Alterungsprozess.

Mythos 3: Kohlenhydrate machen dick

Um die Kohlenhydrate ranken sich unzählige Irrtümer und Halbwahrheiten, unter anderem auch, dass Kohlenhydrate dick machen. Im Gegensatz zu den Energielieferanten, den Fetten (siehe oben), versorgen uns Kohlenhydrate pro Gramm jedoch lediglich mit vier Kilokalorien. Die Tatsache, dass überschüssige Kohlenhydrate im Körper zu Fett umgewandelt (De Novo Lipogenese) und als Depotfett eingelagert werden, ist richtig. Eine Studie, durchgeführt unter der Federführung vom Wissenschaftler Marc K. Hellerstein, zeigte auch, dass eine übermäßige Kohlenhydratzufuhr im Rahmen einer Mischkost zu einem generellen Anstieg des Depotfetts führte. Allerdings kam dies nicht durch die Umwandlung von Kohlenhydraten zu Fett zustande, sondern dadurch, dass die Fettverbrennung gedrosselt wurde.

Das schlägt eins zu eins in die Kerbe, die auch Dr. Stossier in seinem Buch „Ernährung / Worauf es wirklich ankommt“ vertritt. Er sagt, dass, um Körperfett zu verbrennen, in erster Linie die Zufuhr an Kohlenhydraten reduziert werden müsse, denn erst dann erschließt sich dem Körper die Möglichkeit, auf das Depotfett als Energiequelle zurückzugreifen. Die Begründung: Der Verzehr von Kohlenhydraten geht immer mit einer Ausschüttung des Bauchspeicheldrüsenhormons Insulin einher, und solange dieser Mechanismus vonstatten geht, wird die Fettverbrennung gehemmt. Daher sei es im Rahmen einer Körperfettreduktion in erster Linie sinnvoll, die Zufuhr an Kohlenhydraten einzuschränken, was klar für eine  Low Carb oder aber auch eine ketogene Ernährungsweise spricht.

Mythos 4: Salat ist immer eine gute Wahl

Salat ist allseits bekannt und beliebt – gibt es doch so zahlreiche verschiedene Sorten: Von Eisbergsalat, Feldsalat und Rucola über Lollo Rosso oder Bionda bis hin zu Radicchio und Endiviensalat, um nur einige zu nennen. Viele Salate sind reich an wichtigen Nährstoffen, wie zum Beispiel den Vitaminen B1, B2, B6 und C sowie den Mineralstoffen Kalium Phosphor, Eisen und Magnesium. Mit 15 bis 20 Kilokalorien pro 100 Gramm ist der Energiegehalt von Salaten sehr gering und die enthaltenen Ballaststoffe wirken sich positiv auf den Dickdarm und die Verdauung aus. Ob dieser vielen gesundheitsfördernden Eigenschaften scheint Salat stets eine gute Wahl zu sein, oder nicht? Weit gefehlt! Denn, obwohl Salat auf den Organismus grundsätzlich basisch wirkt und daher zu einem gesunden Säure-Basen-Haushalt beiträgt, ist der Zeitpunkt des Verzehrs ausschlaggebend.

„Nach sechzehn, spätestens siebzehn Uhr sollten Sie auf Rohkost am besten gänzlich verzichten“, rät VIVAMAYR-Ernährungsexpertin Kathrin Pötsch, BSc. Die lange Ruhephase der Verdauung über Nacht kann nämlich dazu führen, dass roh verzehrtes Gemüse und Obst im Darm zu gären beginnen und damit das saure Milieu im Körper fördern. Da unsere heutige Ernährung ohnehin die Tendenz hat säurebetont zu sein, kann sich das negativ auf den Säure-Basen-Haushalt auswirken. Besser ist es, den Salat zu Mittag zu essen und abends auf gedünstetes Gemüse zurückzugreifen.

Mythos 5: Milch schadet der Gesundheit

Dieser Mythos stimmt nur, wenn Sie eine Laktose- oder Casein-Unverträglichkeit aufweisen. Andernfalls ist Milch vor allem in seiner Reinform als Rohmilch ein sehr wertvolles Lebensmittel. Es weist viele wichtige Nährstoffe, allen voran essenzielle Aminosäuren, Kalzium, Phosphor, Kalium und die Vitamine B und E auf. Darüber hinaus wirkt Milch, hingegen der Milchprodukte Topfen/Quark und Käse, basisch im Körper, was den Säure-Basen-Haushalt positiv beeinflusst. 

Die Krux ist nur, dass sich die Qualität der Milch über die Jahre nicht verbessert, sondern eher verschlechtert hat. Auch bei einer sehr schonenden Erhitzung, die aus hygienischen Gründen notwendig ist, kommt es zu Veränderungen des Milcheiweißes und der hochwertigen Fette in der Milch. Durch gutes Einspeicheln wird Milch zwar besser verstoffwechselt, allerdings kommt die Tatsache hinzu, dass viele Menschen heutzutage Milch gar nicht mehr so gut vertragen. Schuld ist das Fehlen oder unzureichende Vorhandensein vom Enzym Laktase, das für die Verdauung des Milchzuckers (Laktose) notwendig ist. Es kann aber auch eine Casein-Unverträglichkeit vorliegen, bei der Betroffene das Milcheiweiß Casein nicht oder nur unzureichend verdauen können. Ziegen- und Schafmilch weisen einen geringeren Anteil an Casein auf als Kuhmilch, was dafür ausschlaggebend sein kann, dass manche Betroffene diese Produkte besser vertragen.

Sofern Ihnen Milch aber gut bekommt, spricht nichts gegen den Verzehr dieses Lebensmittels. Achten Sie dabei jedoch auf einen moderaten Konsum, dass die Milch aus biologischer Landwirtschaft kommt und so wenig wie möglich verarbeitet wurde (das heißt fettarme Milch meiden).

Welche Nahrung ist gut für mich?

Sie möchten wissen, welche Lebensmittel für Ihren Organismus geeignet sind – und welche nicht? Vereinbaren Sie einen Termin in einer unserer Tageskliniken und lassen Sie sich von unseren Experten austesten und beraten.

Quellen

Dieter Brad, o. D.,Die Wahrheit über High Fat Diäten: Mythos Vs. Fakt, Abfrage vom 28.7.2021, 15:55 Uhr

Hellerstein Marc K., 1.12.2001,No common energy currency: de novo lipogenesis as the road less traveled, Abfrage vom 28.7.2021, 16:01 Uhr

o. V., o. D, Butter Inhaltsstoffe, Abfrage vom 28.7.2021, 12:32 Uhr

o. V., o. D., Förderung der gesunden Ernährung – Energiegehalt, Abfrage vom 28.7.2021, 14:11 Uhr

o. V., o. D., Margarine, Abfrage vom 28.7.2021, 12:52 Uhr

Reiche Dagmar, 7.7.2017, Salate – Saison rund ums Jahr, Abfrage vom 28.7.2021, 14:44 Uhr

o. V., o. D:, Kaseinunverträglichkeit: Neben Laktose ist Kasein die häufigste Ursache für Beschwerden nach Milch, Abfrage vom 12.8.2021, 16:09 Uhr

o. V., o. D., Ziegen- und Schafmilch, Abfrage vom 12.8.2021, 16:14 Uhr

Stossier Harald, Stossier Georg, 2018, Moderne Mayr-Medizin & das VIVAMAYR-Prinzip / Du bist, was du verdaust, 1. Auflage, Verlagshaus der Ärzte, Wien

Stossier Harald, Stossier Georg, 2018, Ernährung / Worauf es wirklich ankommt, 1. Auflage, Verlagshaus der Ärzte, Wien

Tiefenböck Waltraud, 23.7.2014, Milch und Milchprodukte, Abfrage vom 28.7.2021, 15:24 Uhr

 

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